Was ist der Nutzen von medizinischem Cannabis für HIV- und AIDS-Patienten? Der Anteil der Cannabiskonsumenten ist bei HIV-Patienten offenbar deutlich höher als beim Rest der Bevölkerung (1) – was kein Zufall ist, denn es ist bewiesen, dass Cannabis ihnen hilft. Es gibt viele Studien, die sich damit befassen, wie Cannabis Menschen dabei helfen kann, mit HIV zu leben, und angesichts der weltweiten Infektionsverbreitung könnte Cannabis für Millionen solcher Menschen hilfreich sein.
Anders als noch in den 1990er Jahren bestimmt HIV nicht mehr die Schlagzeilen, doch im Jahre 2019 lebten immer noch 38 Millionen Menschen mit dieser Krankheit, von denen sich 19% (7,1 Millionen) ihrer Erkrankung gar nicht bewusst waren. Der erste HIV-Fall wurde 1959 identifiziert, und in den 1980er Jahren stiegen die Fallzahlen steil an. Seit dem Beginn der Epidemie haben sich 75,7 Millionen Menschen angesteckt, und 32,7 Millionen von ihnen sind daran gestorben. 2004 gab es mit 1,7 Millionen die meisten Todesfälle, 2019 waren es 690.000.
Jeden Tag infizieren sich 4.500 Menschen mit HIV, die meisten Fälle ereignen sich in Ländern mit niedriger bis mittlerer Einkommensstruktur – das subsaharische Afrika macht 59% aller Fälle aus. Gruppen, die sich politisch leichter ignorieren lassen, machen immer noch den größten Teil der betroffenen Bevölkerung aus, z. B. Sex-Arbeiter, Menschen, die sich Drogen spritzen, Gefängnisinsassen, Transgender-Menschen, Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben. Zudem sind Frauen mehr betroffen als Männer (3).
Die Verwendung von Cannabis, um HIV-Symptome zu lindern
1987 wurden die ersten Therapien für HIV eingeführt, aber erst ab 1996 waren sie so weit entwickelt, dass sie auch wirklich wirksam waren. In jener Zeit wurde – besonders in San Francisco – über anekdotische Berichte die Kunde verbreitet, dass die Verwendung von Cannabis für HIV-Patienten von medizinischem Nutzen sein kann.
Weltweit erhalten 70% der mit HIV lebenden Menschen solche antiretroviralen Therapien ( ART ), die eine Vermehrung des Virus im Körper verhindern, was es dem Immunsystem ermöglicht, sich selbst zu reparieren und weiteren Schaden zu verhindern. Diese Behandlungsmöglichkeit hat zwar die Sterberate gesenkt, doch sie geht auch mit vielen belastenden Nebenwirkungen einher. Cannabis wirkt zwar nicht direkt gegen die Infektion, kann Patienten aber bei einer Reihe von Symptomen helfen und die Nebenwirkungen von ART lindern.
Bei welchen HIV-Symptomen kann Cannabis helfen?
Studien haben nachgewiesen, dass eine Symptombehandlung mit Cannabis bei Patienten weitverbreitet ist, sie berichten von verbessertem Appetit und einer Reduzierung von Muskelschmerzen, Übelkeit, Angstzuständen, Nervenschmerzen, Depressionen und Parästhesie (z. B. bei Nadeln). (4)
Ein wesentliches Anwendungsfeld von medizinischem Cannabis bei Menschen, die mit HIV leben, ist Schmerzbehandlung (5). HIV verursacht aufgrund verstärkter Aktivität von aktiven Monozyten (ein Typ von weißen Blutkörperchen) Nervenentzündungen, und die Forschung hat gezeigt, dass Cannabis die Anzahl dieser Monozyten verringern kann (6). Entzündungen haben bei HIV-Patienten schlimme Folgen, denn sie können zu einem Herzinfarkt , neurokognitiven Einschränkungen und sogar zum Tod führen, so dass die anti-entzündlichen Eigenschaften von Cannabis ein taugliches Mittel zur Reduzierung der Sterberate sein können (7).
Die Wirkung von Cannabis auf andere HIV-Medikamentationen
Der Konsum illegaler Drogen ist mit einer Verschlechterung des HIV-Behandlungserfolges in Verbindung gebracht worden, angesichts dessen ist es wichtig, die Rolle von Cannabis zu untersuchen, und anstatt Teil des Problems ist Cannabis offenkundig eher Teil seiner Lösung (8). Cannabis ist vielerorts zwar immer noch illegal, doch anders als andere illegale Drogen verringert es nicht die Wirksamkeit anderer Medikamentationen. Ganz im Gegenteil, es führt dazu, dass Drogen und Medikamente zur Schmerzbehandlung weniger verschrieben und konsumiert werden, besonders Opiate (9).
Deswegen ist es grundsätzlich so, dass der Konsum von Cannabis Patienten davon abhält, zu anderen Drogen zu greifen, die ihren Zustand noch weiter verschlechtern. Eine weitere Folge des Konsums von illegalen und verschreibungsfähigen Drogen ist, dass es den betreffenden Patienten schwerfällt, bei der ART-Therapie regelmäßig ihr Medikament einzunehmen, wohingegen es bei Cannabiskonsumenten wahrscheinlicher als bei anderen Gruppen ist, dass sie dies tun (10).
Cannabis unterstützt ART auch auf andere Weise. Die Unterdrückung der Virenvermehrung ist einer der wichtigsten Faktoren bei dieser Behandlung. Man hat herausgefunden, dass Cannabis diesen Unterdrückungseffekt unterstützt (11). Die Zersetzung der HIV-DNA geschieht bei jenen Patienten schneller, die Cannabis konsumieren, und sie leiden auch weniger an systemischen Entzündungen (12).
Die zukünftige Rolle von Cannabis bei der HIV- and AIDS-Behandlung
Cannabis könnte bei den Behandlungskonzepten für Menschen mit HIV eine Schlüsselrolle einnehmen. Weil die Zahl der von dieser Krankheit betroffenen Menschen so hoch ist, ist dies ein Gebiet, auf dem die heilenden Eigenschaften von Cannabis eine vitale globale Antwort auf eine der zerstörerischsten Infektionskrankheiten der letzten 100 Jahre sein könnten. Ob die Behandlung nun besser in Form von CBD-Öl oder THC-Extrakt erfolgen sollte, muss sich noch herausstellen, was aber klar ist, ist die Tatsache, dass die Forschung zu Cannabis Wege zur Verbesserung der Gesundheit von Millionen von Menschen erschlossen hat.
References
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- https://academic.oup.com/cid/article/70/1/140/5487786/