Ist Cannabis eine Gefahr für Unser Gedächtnis?

Die Verbindung zwischen Cannabis und Gedächtnisverlust ist nichts neues und der stereotypische Kiffer wird oft als jemand dargestellt, der Probleme hat, sich an etwas zu erinnern, das gerade erst vor ein paar Sekunden passiert ist. Und obwohl das vielleicht ein bisschen übertrieben scheint, hat trotzdem jeder, der Cannabis konsumiert, diese Wirkung auf das Kurzzeitgedächtnis schon einmal selbst erlebt - ist Cannabis also eine Gefahr für unser Gedächtnis? Lasst uns einen Blick darauf werfen, welche biologischen und chemischen Prozesse in unserem Gehirn stattfinden und wie das Rauchen oder Einnehmen von Cannabis das Gedächtnis beeinflusst, bevor wir uns dieser Frage zuwenden.

Cannabis und Gedächtnis: was passiert in unserem Gehirn?

Das Endocannabinoid-System (ECS) ist verantwortlich für die Regulierung vieler wichtiger Körperfunktionen und  -prozesse, wie z.B. Appetit, Gedächtnis, Schlaf, Gemütszustand und Fruchtbarkeit. Der Körper produziert seine eigenen edocannabidioiden Moleküle, die sich an die Rezeptoren im ECS binden, um den Körper in einen harmonischen Zustand zu versetzen. Ein Beispiel dafür ist, wenn sich Endocannabinoide an einen Rezeptor binden, um gezielt Schmerzen zu lindern.

Was wir wissen ist, dass sich die Cannabinoide der Cannabispflanzen wie zugeführte Endocannabinoide verhalten und sich an die körpereigenen Rezeptoren binden (Endocannabinoid-System). Am offensichtlichsten ist das bei THC, welches sich an die CB1 Rezeptoren im Gehirn bindet und das allseits bekannte Cannabis "High" hervorruft.

CB1 Rezeptoren (Cannabinoid Rezeptor 1) sind überall im Gehirn zu finden. Für die Beziehung zwischen Cannabis und Gedächtnis müssen wir uns allerdings den Hippocampus, der sich tief im Inneren der  Temporallappen befindet, genauer unter die Lupe nehmen. Dieser Teil des Gehirns spielt eine kritische Rolle in Lern- und Gedächtnisprozessen.

Die Wirkung von Cannabis auf das Kurzzeitgedächtnis 

Beim konsumieren von Cannabis gelangt THC ins Gehirn, indem es sich an die CB1 Rezeptoren bindet. Wenn das im Inneren des Hippocampus geschieht, unterbricht das Vorhandensein von THC den Entstehungsprozess von Erinnerungen, welches sich in einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses ausdrückt. Deshalb ist es möglich, plötzlich jeden Bezug zu dem Gespräch zu verlieren, in dem man sich gerade befindet oder dass man den Namen einer Person vergisst, der man gerade vorgestellt wurde. Es wird auch oft behauptet, dass dieser Prozess die Erinnerung an ein Ereignis beeinflussen kann, wenn man konsumiert hat. Deshalb steckt vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit in der Aussage des US-amerikanischen Komikers Charlie Fleischer, "Wer sich an die 60er erinnert, kann eigentlich gar nicht dort gewesen sein …".

Obwohl Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis nicht nur beim Cannabiskonsum vorkommen, sind sie definitiv ein charakteristisches Merkmal dafür. Eine in 2020 durchgeführte Studie über den  Einfluss von Cannabis auf das Kurzzeitgedächtnis kam zu dem Schluss, dass Teilnehmer, denen eine Dosis Cannabis verabreicht wurde, bei einem visuellen Gedächtnis-Test schlechter abschnitten, als die anderen Teilnehmer. Interessanterweise kam dieses Resultat bei einer Dosis von 15mg THC zustande, bei einer Dosis von 7,5 mg war der Einfluß auf das Gedächtnis allerdings viel geringer.

Falls Euch Euer Kurzzeitgedächtnis Probleme im Alltag bereitet, gibt es eine einfache Lösung. Hört auf Gras zu rauchen und das Probleme verschwindet. Als Alternative könnt Ihr auch sicherstellen, dass Euer Tagesablauf  Struktur hat - oder anders gesagt, erst die Arbeit, dann das Vergnügen!

Der Einfluss von Cannabis auf das Langzeitgedächtnis 

Aber was ist mit dem Einfluss von Gras auf das Langzeitgedächtnis? Sollten wir uns Sorgen machen oder Angst haben, dass wir aufgrund von Cannabiskonsum unser Langzeitgedächtnis schädigen oder Demenz verursachen? Obwohl dieses Thema noch tiefgründiger untersucht werden muss, lassen  die bisher gesammelten Daten darauf schließen, dass das Langzeitgedächtnis nicht beschädigt wird und dass mäßiger Cannabiskonsum nicht zur Entstehung von Demenz beiträgt. Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass das Alter, in dem mit Cannabiskonsum begonnen wurde, Auswirkungen auf kognitive Funktionen, wie zum Beispiel das Gedächtnis haben kann.

Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass bei Cannabiskonsumenten, die sehr früh damit begonnen haben (und häufig konsumierten) - bevor das Gehirn voll entwickelt war - die Hirnrinden der Temporal- und Frontallappen dünner ausgebildet waren, was einen negativen Einfluß auf Gedächtnis  Konzentration und die Geschwindigkeit der Vorgänge im Gehirn hatte. Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen wurden auch bei älteren Cannabiskonsumenten identifiziert  deren Konsum man als intensiv bezeichnen würde.

Cannabis - der Kurzzeitgedächtnis-Test

Wollt Ihr Euer Kurzzeitgedächtnis testen? Macht unsern Test!

1) Schaut Euch die Liste zwei Minuten lang an und merkt Euch die Wörter. Dann schaut weg und schreibt alle auf, an die Ihr Euch erinnern könnt.

Pflanze Braun Stamm Stuhl Vier
Orange TV Limette Zwei Kröte
Tisch Elefant Sieben Blatt Stempel
Neun Kelch Lampe Affe Rosa
Katze Topf Maus Gelb Bett

 

2) Und wie ist es gelaufen? Keine Sorge, falls Ihr Euch nicht an alle erinnern konntet. Die Anzahl an Begriffen von der Liste, an die sich in Studien normalerweise erinnert wird, sind 7 (plus oder minus 2) - und das von Teilnehmern, die kein Gras konsumiert hatten!

3) Breit oder nicht könnt Ihr Eurem Kurzzeitgedächtnis mit einem Trick ankurbeln, um das Gehirn zu unterstützen. Man kann sich leichter erinnern, wenn die Begriffe in Gruppen zusammengefasst werden (z.B. einzelne Artikel in einer Sammlung). Falls Ihr das noch nicht gemacht habt, könnt Ihr die oben aufgelisteten Wörter nun in 5 Gruppen unterteilen - Möbel, Pflanzenteile, Nummern und Farben.

4) Wiederholt den Test, dieses Mal mit dem Gedächtnis-Trick!

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