Was genau ist HpLVd und wie kann man seine Cannabispflanzung schützen?

Im Laufe der letzten anderthalb Jahre sind wir alle mit dem Diskustieren von Viren, Symptomen und neuesten Infektions-Hotspots vertraut geworden. Während der Growraum oder Outdoor-Cannabisanbauplatz für manche als eine Art Zufluchtsort vor dem ganzen Covid-Wahnsinn fungierte, droht die zunehmende Verbreitung eines Cannabispflanzen-Viroids namens HpLVd, Virus-Diskussionen nun auch in den Growraum zu bringen.

Sollte man also wegen HpLVd besorgt sein, wenn man Cannabis anbaut? Grower fragen sich auch, welche Schritte sie unternehmen können, um ihre Cannabispflanzen im Growraum vor einer HpLVd-Infektion zu schützen. 

Was ist HpLVd (Latentes Hopfenviroid)?

Das Latente Hopfenviroid (meist kurz als HpLVd oder HLV bezeichnet) wird oft als Cannabis-Virus beschrieben, ist aber eigentlich ein pathogener RNA-Erreger, der spezifisch bei Pflanzen auftritt und aus diesem Grund lautet die korrekte Bezeichnung „Viroid“.

Wie schon der Name besagt, trat es erstmals bei Hopfenpflanzen auf, die Teil der gleichen Pflanzenfamilie sind wie Cannabis. Forscher entdeckten dieses Viroid schon 1987, und seitdem ist es auf der ganzen Welt als Problem bei kommerziellen Hopfen-Verarbeitungsanlagen für die Brauwirtschaft erkannt worden. 

Wann dieses Viroid auf die Cannabispflanze übersprang, kann nur vermutet werden, allgemein nimmt man jedoch an, dass dies in den mittleren 2010er Jahren geschah (um 2014 herum). Ganz offiziell wurde es hier 2019 identifiziert, auf einer kommerziellen Cannabis-Farm in Kalifornien, und seitdem ist es bei kommerziellen Cannabispflanzungen in den gesamten USA festgestellt worden.

Was sind die Symptome von HpLVd bei Cannabispflanzen?

Die Auswirkungen des HpLVd-Viroids führten zur Entstehung eines neuen Worts im Vokabular von Cannabis-Growern: „Dudding“ (als erweiterter Begriff „Dudding-Krankheit“). Der Grund dafür, dass es so lange unter dem Radar lief, liegt darin, dass die HpLVd-Symptome bei Cannabispflanzen denen anderer Probleme ähneln, es gibt bei dieser Infektion kein Alleinstellungsmerkmal. Nichtsdestotrotz gelten als typische Symptome der neu aufgekommenen Cannabis-Dudding-Krankheit:  

  • Gehemmtes Pflanzenwachstum
  • Verringerte Trichom- bzw. Harzproduktion
  • Kleinere Buds
  • Missgebildete Blätter

Ein weiteres Problem für Cannabis-Grower ist, dass dieses Viroid von latenter Natur ist (d. h. es kann schon lange vor einer Symptombildung in der Pflanze vorhanden sein), und sogar befallene Pflanzen können vom üblichen Symptommuster abweichen, was die Identifizierung noch schwieriger macht.

Wie infizieren sich Pflanzen mit HpLVd?

HpLVd ist Gegenstand aktueller Forschung durch Wissenschaftler, die seine Infektionskette beim Angriff auf Graspflanzen nachvollziehen wollen. Zwei Schlüsselfaktoren, die zu einer beschleunigten Infektion innerhalb von Pflanzenbeständen führen, sind bereits erkannt worden: Ein Mangel an Hygiene in den Anbaubetrieben und die Verbreitung der Krankheit durch Stecklinge von Cannabispflanzen.

Es wurde erkannt, dass das Viroid höchstwahrscheinlich durch den Kontakt mit infizierten Pflanzen übertragen wird, und die Forschung hat ermittelt, dass in kommerziellen Growräumen die Hauptquelle für eine Kontaminierung in Schneidewerkzeugen besteht (wie etwa Scheren), die nicht vorschriftsmäßig sterilisiert werden. Die andere Hauptinfektionsquelle scheint die Verwendung von Stecklingen zu sein, die von infizierten Mutterpflanzen genommen und in den Anbaubetrieb gebracht werden.

Die, die am härtesten von der HpLVd-Ausbreitung getroffen wurden, sind kommerzielle Grower. Als einer der Gründe dafür, dass die Krankheit an der amerikanischen Westküste so nachhaltig Fuß fassen konnte, wurde ein Mangel an Schutzmaßnahmen, Hygiene- und Inspektionsvorschriften bei kommerziellen Cannabisanbaubetrieben in der Anfangszeit der Cannabislegalisierung angeführt. 

Wie kann ich verhindern, dass HpLVd in meinem Growraum auftritt?

HpLVd wird zwar immer noch sehr stark mit großflächigen Cannabisanbau-Betrieben in Verbindung gebracht, aber besorgte Homegrower können trotzdem einige simple Maßnahmen zur Vorbeugung eines Infektionsrisikos treffen. Grundsätzlich gelten hier die gleichen Prinzipien wie bei der Minimierung des Risikos einer Einschleppung anderer Cannabis-bezogener Schädlinge und Krankheiten in den Growraum. 

Man sollte erstens alles daransetzen, den Raum so sauber wie möglich zu halten. Alkohol ist bei den meisten Growern zwar das bevorzugte Säuberungsmittel, doch es hat sich herausgestellt, dass das effektivste Sterilisierungsmittel zwecks Vorbeugung gegen die Dudding-Krankheit eine 10%ige Bleichmittellösung ist (also 1 Teil Bleichmittel auf 10 Teile Wasser). Stelle sicher, dass alle Scheren oder Klingen gründlich sterilisiert worden sind, bevor Du eine andere Pflanze damit bearbeitest, um eine Krankheitsübertragung zu verhindern.
HpLVd ist zwar auch schon in Samen nachgewiesen worden, das Hauptinfektionsrisiko ist aber bei Stecklingen gegeben. Der Anbau mit Samen bietet also einen gewissen Schutz gegen das Viroid – besonders, wenn man sie bei einem verlässlichen Produzenten wie Paradise Seeds kauft, der den gesamten Züchtungsprozess über sehr hohe Sauberkeitsstandards einhält.

Die Untersuchung der Frage, wie umfangreich die Auswirkungen von HpLVd auf die Cannabispflanzungen dieser Welt sind, steht noch am Anfang, und als Grower kann man nur hoffen, dass es sich nicht zu solch einem schlimmen Problem wie z. B. dem Ulmensterben entwickeln wird. Es steht momentan nicht zu befürchten, dass sich die Sache zu einer Apokalypse für Cannabispflanzen auswächst, es ist jedoch eine Art von Pflanzenkrankheit, die man im Blick behalten muss.

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