Wenn Du ein Fan von Paradise Seeds bist, wirst Du wissen, dass wir viel von der Qualität unserer Genetik reden. Und zwar aus dem gutem Grund, dass unsere Züchtungsarbeit mehrheitlich betriebsintern erfolgt, mittels eines umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsprogramms, was dazu führt, dass neue Sorten ein hohes Maß an Stabilität und Einheitlichkeit zeigen. Aber auch die stabilste Sorte kann verschiedene Cannabis-Phänotypen hervorbringen, und dieser Artikel wird diesen Begriff mal etwas genauer beleuchten.
Eine klar definierte Sorte wird als Genotyp bezeichnet, und wenn wir in der Cannabisgeschichte zurückgehen, kann man die genetischen Linien vieler Sorten, zwischen denen wir heute wählen können, zu einer Handvoll Landrassen mit sehr typischen genetischen Merkmalen zurückverfolgen. Die extreme Harzigkeit einer Paradise-Sorte wie beispielsweise Dutch Kushist in ihrem genetischen Code (DNA) verankert, der auf eine klassische Afghani Indica-Pflanze (den Genotyp) zurückgeht, die seit vielen tausend Jahren an Berghängen in der Hindu Kush-Region gewachsen und für ihre charakteristisch starke Harzproduktion bekannt ist.
Was ist ein Phänotyp?
Genotypen und Phänotypen werden begrifflich zwar oft durcheinandergebracht, aber es gibt einige signifikante Unterschiede, und diese gelten nicht nur spezifisch für Cannabis. Beim Genotyp geht es um alles, was im Innern eines lebenden Organismus passiert (ob es nun eine Cannabispflanze, ein Hund oder eine Person ist), der Phänotyp ist dagegen das Resultat der Reaktion des Genotyps auf seine Umgebung.
Aus wissenschaftlicher Perspektive sind unterschiedliche Phänotypen (verursacht durch erblich bedingte genetische Variation, d. h. die Interaktion zwischen Genotyp und Phänotyp) eine Voraussetzung für Austausch und natürliche Selektion. Ohne phänotypische Variation gäbe es keinen Evolutionsprozess durch natürliche Selektion.
Für jene, die es mit Wissenschaft nicht so haben, wollen wir das nochmal einfacher darstellen! Als Menschen haben wir alle denselben Genotyp gemeinsam, was uns von anderen Spezies unterscheidet. Wir haben jedoch alle ein anderes äußeres Erscheinungsbild, stellen also verschiedene Phänotypen dar. Über Generationen hinweg haben sich unsere Körper auf natürliche Weise der Umwelt angepasst, was z. B. sehr offenkundig durch verschiedene Haar-, Augen- und Hautfarben sowie Körpergrößen und Neigung zu bestimmten Krankheiten widergespiegelt wird.
Während die Generationen beim Menschen viele Jahre zur Umsetzung dieses Prozesses brauchen, ist die Generationenabfolge bei Pflanzen viel schneller, und seit Hunderten von Jahren haben die Menschen hier in den Prozess optimierend eingegriffen. Das vielleicht berühmteste Beispiel für phänotypische Manipulation kannst Du Dir beim Gemüsehändler vor Ort anschauen, und zwar in Form einer simplen Möhre.
Früher war dieses Gemüse lila, gelb oder weiß. Aber schon lange bevor die Holländer zu Experten für den Cannabisanbau wurden, hatten sie bereits einen guten Ruf als Möhrenbauern. Es heißt, dass holländische Möhrenbauern im 18. Jahrhundert zu Ehren von Willhelm von Oranien, dem Gründer der Republik der Vereinigten Niederlande, orangefarbene Möhren züchteten. Sie taten dies, indem sie Möhrenpflanzen-Phänotypen mit höherem Gehalt an Beta-Carotin selektierten, welches diesem Gemüse seine orangene Farbe verleiht.
Verschiedene Cannabis-Phänotypen
Viele Deiner Lieblings-Cannabissorten sind das Ergebnis davon, dass ein Züchter an den Anfang seiner Arbeit eine Wunschliste von Eigenschaften stellte, die er bei einer neuen Cannabis-Sorte realisiert wissen wollte, von einem verbesserten Geschmack und Geruch bis hin zu stärkerer Potenz und höherem Ertrag. Sodann werden Stecklinge von einer Mutterpflanze genommen, die aufgrund der gesuchten Eigenschaften selektiert wurde, und mit ihnen in den folgenden Generationen hunderte von Pflanzen produziert. Jede einzelne Generation bringt nur eine Handvoll Phänotyp-Exemplare hervor (manchmal nur ein oder zwei), welche die gewünschten Eigenschaften aufweisen und für die nächste Runde ausgewählt werden. Dieser Prozess wird wiederholt, bis durch Züchtung der ideale Phänotyp produziert wird.
Zurück zu unserem Beispiel Dutch Kush. Es ist eine Pflanze, für die es typisch ist, teils drastisch verschiedene Phänotypen zu erzeugen. Manche Exemplare produzieren typische Indica-Pflanzen, die kurz und buschig sind und bunte Blätter tragen, während andere höhere Pflanzen mit ausschließlich smaragdgrünen Blättern hervorbringen. Was eine Konsequenz der genetischen Bandbreite ist, die dadurch entstand, dass eine Kush-Mutter mit einer 50/50-Hybride gekreuzt wurde (und so Indica- und Sativa-Gene miteinander kombiniert wurden).
Weitere Paradise Seeds-Sorten, die dafür bekannt sind, verschiedenartige Phänotypen zu erzeugen, sind Ice Cream (mit drei bekannten Phänos), Vertigo (sie kann eine Reihe von einzigartigen Aromen produzieren) und Auto Kong 4, bei der wir uns auf zwei verschiedene Cannabis-Phänotypen konzentriert haben (Sativa und Indica). Aus diesem Grund können Auto Kong 4-Samen einen Flavour an den Tag legen, der entweder säuerlich (Indica-Dominanz) oder kräuterlastig (Sativa-Dominanz) ausfällt.
Was beeinflusst die phänotypische Ausprägung einer bestimmten Sorte bei Deinem Grow? Dies hängt von den Umgebungsfaktoren ab, von der Bodenzusammensetzung, dem Anbauort (drinnen/draußen), der Temperatur, und auch die Düngung kann die Genetik dazu veranlassen, unterschiedlich darauf zu reagieren. Diese Faktoren beeinflussen also das Wachstum Deiner Pflanze, und Dir sollte klar sein, dass zwei Pflanzen, die Du anbaust, niemals genau gleich sein werden. Die größte Lektion, die uns die Natur erteilen kann, ist, dass die Genetik einer Sorte lediglich einen richtungsweisenden Kompass begründet, doch die konkreten Eigenschaften können oft auch veränderlich sein, jede Pflanze führt schließlich ihr eigenes Leben!