Alles was man über das Ernten und Veredeln von Cannabis wissen sollte

Ernten und Veredeln ist die letzte Phase im Anbauprozess. Klar, es gab auch in den anderen Phasen viel zu tun, aber hier laufen nun alle Fäden zusammen. Die verlinkten Artikel mit näheren Infos zu den jeweiligen Themen helfen dabei, das meiste  aus den Ratschlägen in diesem Leitfaden herauszuholen.

Cannabis ernten

Natürlich liebt jeder die Art von Blüte, deren Aroma dem Behälter entströmt, wie der Flaschengeist von Aladdin und im ganzen Raum verbreitet! Um das Aroma voll entfalten zu lassen, muss man allerdings etwas mehr tun, als die beste Genetik anzubauen – in Form von  feminisierten , autoflower oder CBD Sorten. 

Zwischen der Ernte und Veredelung verlieren die Cannabisblüten etwa 75% ihres Gewichts. Bei einer so großen, strukturellen Veränderung ist es äußerst wichtig, dass das Trocknen und Veredeln sachgemäß ausgeführt wird. Folglich benötigt der gesamte Ernte- und Veredelungsprozess von Cannabis die richtige Mischung aus Verfahrensweise, Wissen und Geduld. 

Terpene verleihen den jeweiligen Cannabis-Sorten ihr einzigartiges Aroma. Cannabis enthält mehr als 200 verschiedene Terpene, wobei Limonene, Myrcene, Pinene und Caryophyllene am häufigsten vorkommen. Marijuana, das schlecht veredelt wurde, kann diese Aromen verlieren und riecht am Ende wie Heu. Obwohl man die Terpene während der Wachstumsphase verstärken kann, konzentriert sich dieser Leitfaden darauf, wie man die Aromen bewahren und verbessern kann, indem man die richtigen Methoden verwendet. 

Bud von einer geernteten Paradise Seeds Chocolate Wafflez
Bud von einer geernteten Paradise Seeds Chocolate Wafflez

Der perfekte Zeitpunkt für die Ernte

Cannabis zur richtigen Zeit zu ernten, ist eine Fähigkeit, in der sich so mancher Novize erst noch üben muss. Für die aromatischste Ernte mit der gewünschten Wirkstärke ist der Zeitpunkt ein entscheidendes Kriterium.

  • Die Sorten kennenlernen: Nicht alle Sorten sind gleich. Der Unterschied zwischen Indica und Sativa ist wichtig, zum Beispiel, und Autoflower haben wieder ihre ganz eigenen Spielregeln!  Die erste Regel der Ernte – den Anbauempfehlungen für die jeweiligen Sorten folgen.  
  • Die Buds prüfen: Die Buds haben sich erheblich vergrößert und die dünnen, weißen Fäden (Stempel) sind nun rot und braun. Wenn sich mindestens 50% dieser Fäden verfärbt haben, ist das ein Anzeichen dafür, dass die Blüten erntereif sind.   
  • Der Trichomen-Test: Die oben genannten Faktoren lassen zwar darauf schließen, dass die Pflanze erntereif ist, aber der beste Indikator ist  der Trichomen-Test, bei dem die Blüten als erntereif eingestuft werden, wenn die Trichome zu 75% milchig und 25% bernsteinfarben sind.
  • Selektive Ernte: Viele Gärtner wollen einfach die ganze Pflanze auf einmal ernten, was allerdings die verschiedenen Reifegrade der Blüten außer Acht lässt. Die oberen Blüten sind erntereif, während die unteren noch etwas Zeit brauchen. Etappenweises Ernten dauert zwar etwas länger (und ist beim Innenanbau etwas kostenintensiver), das Warten lohnt sich aber meistens trotzdem. 

Tipp: Nicht vergessen die Pflanzen vor der Ente zu  spülen , um überschüssigen Dünger zu entfernen.

Trichomen-Test
Mach den Trichomen-Test – stellt sicher, dass das Verhältnis milchig/bernsteinfarben stimmt!

Outdoor Pflanzen ernten

Das Ernten im Freien ist aufgrund von unberechenbaren Wetterverhältnissen und Schädlingen etwas kniffliger. Freiland-Gärtner müssen diese Variablen beachten, können aber natürlich mit der richtigen Planung und den richtigen Vorbereitungen eine erfolgreiche Ernte sichern.

Häufig auftretende Problem bei der Ernte und deren Lösungen

Zu früh ernten. Während die Blütephase ihren Höhepunkt erreicht, kann es sein, dass der Anblick von Trichomen-bedeckten Blüten täuscht und es so scheint, als wären sie schon erntereif. Aber wenn man zu früh erntet, verlieren die Blüten an Potenz, Geruch und Geschmack.
Lösung: Die Angaben der Züchter beachten und den Trichomen-Test anwenden.

Unzureichend Trimmen. Ein Fehler, den viele Anfänger machen ist, die Buds vor dem Trocknen nicht richtig zu trimmen.  Große Blüten mit dicken Zweigen, ummantelt von einer Schicht aus Zuckerblättern.
Lösung: Lernt, wie man richtig trimmt, um einen reibungslosen Trocknungsprozess zu gewährleisten.

Enten und Veredeln von Cannabis
Frische White Noise Blüten, Nass-Trimm


Cannabis trocknen

Trocknen ist ein wichtiger Schritt des Ernte- und Veredlungsprozesses. Die Cannabisblüten richtig zu trocknen ist wichtig, um ihre erwünschten Eigenschaften zu konservieren und um sicherzustellen, dass die Konsumerfahrung genüsslich, sanft und  angenehm wird. 

  • Den Trockenraum vorbereiten: Ein kühles Zimmer oder speziell dafür vorgesehenen Ort mit guter Belüftung ist, was diese Cannabisblüten brauchen, um den Trocknungsvorgang zu beginnen. Hier gibt’s ein paar gute Tipps zum Thema  optimale Bedingungen .
  • Wie steht’s, wie hängt’s?: Netze und Schnuren sind die gängigsten Methoden, frisch geerntete Zweige/Blüten zum Trocknen aufzuhängen. Diese sollte man schon im Vorfeld installieren und eventuell Platzmangel mit einberechnen, wenn man sich entweder für den Nass- oder den Trocken-Trimm (siehe den oben angegebenen Link zum Thema Trimmen). 
  • Temperatur und Luftfeuchtigkeit kontrollieren: Optimale Luftfeuchtigkeit ist für einen erfolgreichen Trocknungsprozess äußerst wichtig. Eine Temperatur von etwa 60-70°F (15-21°C) und eine relative Luftfeuchtigkeit von 45-55% sind optimal.
  • Gute Belüftung: Eine gute Belüftung ist notwendig, um während des Trocknens Schimmelbildung zu vermeiden. Ventilatoren helfen dabei, eine sanfte Brise zu erzeugen,  allerdings nie direkt auf die Blüten richten, weil sie sonst zu schnell trocknen. Geduld walten lassen und den Prozess nicht künstlich antreiben!
  • Der richtige Abstand: Ob ein Trocken-Netz verwendet wird oder an Schnüren (Baumwolle oder Angelschnur) gehängt, ausreichend Platz zum Atmen und gleichmäßig austrocknen ist extrem wichtig. In einem vollgestopften Trockenraum kann Feuchtigkeit angestaut werden, was Schimmelbildung begünstigt.
  • Sanfter Umgang bitte: Seid vorsichtig, wenn ihr die Blüten zum Trocknen verteilt, am besten so wenig wie möglich anfassen und nicht zusammendrücken, damit die Trichome nicht abfallen.

Häufig auftretende Probleme beim Trocknen und deren Lösung

Die Buds nicht lange genug trocknen: Ein sehr häufig auftretender Fehler beim Trocknen und Veredeln von Cannabis. Die Buds scheinen trocken genug zu sein, aber nach ein paar Tagen in einem Vorratsglas fangen sie an zu schwitzen, da die Feuchte im Inneren nach außen dringt.

Lösung: Der Stängel-Test ist ein gutes Anzeichen (wenn der Bud trocken ist, bricht der Stängel ganz leicht, ansonsten verbiegt er sich nur). Auch die einfache Papiertüten-Methode an einem warmen Ort kann wahre Wunder bewirken!

Schimmel im Vorratsglas: Die meisten Gärtner machen eher Erfahrungen mit Schimmel während der Wachstumsphase.  Buds, die nicht ausreichend getrocknet wurden, können allerdings auch Schimmel bilden.
Lösung: Sicherstellen, dass sie tatsächlich trocken sind, bevor sie im Vorratsglas landen.

Buds sind zu trocken: Wenn Cannabisblüten zu stark austrocknen, verlieren sie auch die Feuchtigkeit, die aromatisch genüssliche Buds ausmacht. Anzeichen dafür sind, dass die Blüten einfach zerfallen und einen unangenehm derben Geschmack haben.

Lösung: Dieses Problem kann man in Vorratsgläsern beheben. Beliebte Tipps sind zum Beispiel ein kleines Stück Orangenschale oder feuchte Wattebällchen dazugeben oder Humidity Packs verwenden (siehe unten). 

Trocknet ungleichmäßig: Das passiert oft, wenn alle Buds zusammen getrocknet werden. Kleinere trocknen natürlich schneller als größere.

Lösung: Die verschiedenen Größen in Gruppen aufteilen und dann sowohl getrennt trocknen als auch getrennt in den Vorratsgläsern veredeln. 

Für einen guten Einblick in die am häufigsten auftretenden Fehler beim Trocknen, auf Anweisungen zum Trocknen und Veredeln klicken.

Ernten und Veredeln von Cannabis: Burping und Lagern

Die Veredelung ist der letzte Schliff, der die Qualität des Cannabis bestimmt. Obwohl dieser Prozess als etwas lästig erscheinen kann, lohnt es sich auf jeden Fall. Die Veredelung ist eine Kunst. Wie weiß man also, ob man es richtig gemacht hat?

Wie man das Aroma konserviert

Wie lange dauert das Veredeln: Der Veredelungsprozess dauert normalerweise 2 bis 8 Wochen, wobei die meisten Gärtner 3 bis 4 Wochen empfehlen, um das ideale Aroma zu entfalten.

  • Warum überhaupt Veredeln: Frische Buds haben oft aufgrund von Stoffen wie Chlorophyll einen “grünlichen” Geruch und derben Geschmack. Diese Stoffe werden beim Veredeln abgebaut und damit werden die Potenz, das Aroma und der Geschmack verbessert.
  • Den richtigen Behälter wählen:  Die beste Wahl sind Vorratsgläser oder Einmachgläser, die für Marmelade und zum Konservieren von Obst und Gemüse verwendet werden. Sie haben eine Gummidichtung, um sicherzustellen, dass der Inhalt vakuumverpackt ist und keine Luft eindringen oder austreten kann.
  • Das Vorratsglas richtig befüllen: Die Gläser nur bis zu 75% befüllen, um Platz für Luft zu lassen.
  • Richtig lagern: Es muss ein kühler, dunkler Ort sein. Ein Kühlschrank oder ein kühler Schrank sind ausreichend. 
  • Burping der Buds: Das ist die traditionelle Methode, Feuchtigkeit von den Buds/Gläsern zu entfernen.        Erste Woche: Das Glas zweimal am Tag öffnen und für ein paar Minuten geöffnet lassen. Überschüssige Feuchtigkeit entflieht und verringert das Risiko, dass die Buds schimmeln. Die Wochen danach: Allmählich langsamer werden und nur noch einmal am Tag, dann jeden anderen Tag und dann nach mehreren Tagen öffnen. Den Unterschied kann man riechen – das Aroma wird mit der Zeit aromatischer.

Tipp: Ein Humidity Pack benutzen! Falls sich jemand mit der Burping-Methode zu unsicher fühlt, kann man auch Produkte benutzen, die die Luftfeuchtigkeit regulieren. Eine stressfreie Möglichkeit dafür ist ein Humidity Pack 

Häufig auftretende Probleme beim Curing und deren Lösung

Ein häufig auftretender Fehler, der von viel zu vielen Gärtnern gemacht wird, ist, dass sich für diesen Prozess nicht genug Zeit genommen wird. Klar, man will gleich loslegen und sich an der eigenen Ernte erfreuen! Aber es lohnt sich immer, etwas länger zu warten, damit man das volle Erfolgserlebnis von fein veredelten Cannabisblüten genießen kann.

Veredelt ungleichmäßig: Das kann passieren, wenn die Behälter mit Buds unterschiedlicher Größe gefüllt wurden. Kleinere Buds veredeln natürlich schneller als große. Das kann dazu führen, dass sich Geschmack und Wirkstärke ungleichmäßig entwickeln.                                           

Lösung: Man sollte versuchen, die Buds in Chargen mit ähnlicher Größe zu veredeln. Man kann die Behälter auch immer mal wieder behutsam schütteln, damit es nicht immer die gleichen Buds sind, die sich ganz oben oder ganz unten im Glas befinden.

Falsche Lagerung: Wenn man Cannabis nach der Ernte und dem Veredeln falsch lagert, kann das die Qualität beeinflussen und zum Verlust von Geschmack und Wirkstärke führen.

Lösung: Das ist nicht schwer, einfach an die Regeln halten! Die Buds an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahren, ohne direkte Sonneneinstrahlung und einen Behälter aus Glas mit luftdichter Gummidichtung benutzen. Bei richtiger Lagerung bleiben Buds ein Jahr oder sogar länger haltbar… wenn sie nicht schon eher konsumiert wurden, versteht sich!

Fazit

Die meisten Gärtner wissen, dass es eine Weile dauert, bis man den Dreh mit dem Trocknen und Veredeln von Cannabis raus hat. Diese Phase ist etwas schwieriger zu meistern, da sich alles um den letzten Feinschliff dreht, sie ist aber auch eine der wichtigsten.Die grundlegenden Anweisungen sind zwar relativ einfach, aber wie bei allen Aspekten des Anbaus von Cannabis, braucht man ein gewisses Fingerspitzengefühl. Alles, was im Anfangsstadium passiert – ernten, trimmen, aufhängen, trocken – hat Auswirkungen auf den Veredelungsprozess.

Ein guter Vergleich ist es, diese 3 Prozessschritte wie ein Rezept für ein Schlemmermahl zu behandeln. Geduld und immer wieder kontrollieren ist die beste Rezeptur, um es richtig zu machen.